(Einleitung von August Falkner)
In den Jahren 1954-1956 wurde unter besonderer Mitarbeit der Heimkehrer aus dem Zweiten Weltkrieg in Peuerbach ein sogenanntes „Kriegerdenkmal“ errichtet, an welchem die Namen der 463 Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege aus den Gemeinden Bruck-Waasen, Peuerbach und Steegen angeführt wurden, darunter auch „Sammern-Frankenegg Ferdinand“. Der geborene Grieskirchner hatte eine Peuerbacherin geheiratet und eine Rechtsanwaltskanzlei in Peuerbach geführt.
Den damaligen Gestaltern des Denkmals war offenkundig nicht bekannt, dass diese Person maßgeblich verantwortlich war für die Durchführung der Vernichtung des Jüdischen Ghettos in Warschau von Juli 1942 bis Juni 1943, bei welcher 350.000 Juden ins Vernichtungslager deportiert wurden. Sammern-Frankenegg dürfte dabei beim NS-Regime dennoch in Ungnade gefallen sein, weil er in der Endphase dieser Vernichtungsaktion an den Balkan zur Partisanenbekämpfung versetzt wurde, wobei er auch 1944 gefallen ist. Im Wissen um diese begangenen Kriegsverbrechen wäre es undenkbar, den Namen dieser Person auf einem Denkmal mit der Devise „Den Gefallenen zur Ehr“ anzuführen.
Aber selbst die Neuauflage des achtbändigen Werkes „Großes Duden-Lexikon“ im Jahr 1968 nennt diesen Namen nicht. Heute ist man gewohnt, einen Namen zu „googeln“. Diese Informationsmöglichkeit gibt es aber erst seit den Neunzigerjahren. Erste Publikationen über diese Kriegsverbrechen in Warschau erschienen 1957 in der DDR, ein erstes sehr konkretes 1982 in Berlin, dem eine ganze Reihe seit den Neunzigerjahren folgte. Sie erreichten jedoch die Allgemeinheit kaum. So wurden guten Glaubens all diese Namen auf die 2008 neu gestaltete Gedenktafel im Friedhof übertragen.
Einem Peuerbacher Studenten begegneten diese Informationen über diese Täter und er reflektierte, dass der Name Sammern-Frankenegg in Peuerbach auf einer Ehrentafel am Friedhof stehe. Dadurch kam es zur berechtigten Aufforderung durch die sich mit den Kriegsverbrechen beschäftigenden Organisationen und Institutionen, diesen Namen von der Ehrentafel zu beseitigen und die Bevölkerung über die Taten dieser Person zu informieren.
Die Peuerbacherin Elisabeth Schmidauer, studierte Historikerin und Germanistin in Wien, erstellte in vorbildlicher Weise diese hier abrufbare Information. Auf diesem Weg macht sie die Stadtgemeinde Peuerbach nicht nur den eigenen Einwohnern, sondern aller Welt zugänglich. Eine Druckversion erhält man auf Wunsch am Stadtamt Peuerbach. Möge sie die erschreckende Erkenntnis vermitteln, welch unermessliches Unheil und Leid durch einen einzigen Menschen verursacht werden kann, zumal er einem menschenverachtenden Regime verfallen ist.
Ferdinand von Sammern und Frankenegg - Eine Annäherung an einen Kriesgsverbrecher von Elisabeth Schmidauer